Eichenprozessionsspinner – kleine Raupe mit stacheligen Brennhaaren
Momentan ist in der Gemeinde Kleinostheim und in vielen anderen betroffenen Gemeinden die Behandlung unserer Eichen gegen den Eichenprozessionsspinner (EPS) wieder in vollem Gange.
Der Eichenprozessionsspinner ist eine Raupe, die im Laufe ihrer Entwicklung zum Falter Brennhaare trägt, welche bei Hautkontakt aber auch durch Einatmen von Mensch und Tier (z.B. auch Hunde) zu starken Reizungen, Ausschlägen und auch zu asthmatischen Reaktionen führen können.
Vom Landratsamt wird jährlich eine EPS-Bekämpfungsmaßnahme für unsere Landkreisgemeinden organisiert, an der diese freiwillig teilnehmen können. Diese hat immer zwei Säulen. Von einer fachkompetente, baumfachkundige Firmen aus unserer Region werden die Verfahren mechanische EPS-Bekämpfung (Absaugen mit Wasserglasverfahren) sowie ein chemisches Verfahren mittels Bacillus thuringiensis-Einsatz (BT) (Spritzung) durchgeführt.
Eine Bekämpfungsmaßnahme mit einem BT-Präparat wird nach Befallfeststellung bereits im Frühling vor allem an hoch sensiblen Orten mit EPS-Aufkommen vorgenommen, an denen ein sehr hohes Gefährdungspotential der Bürger durch Auftreten von EPS einhergeht. Das sind z.B. Freizeit-, Erholungs- und Kindereinrichtungen, wie Sportanlagen, Schwimmbäder, Parks und Grünflächen, Spielplätze, Kindergärten und Schulhöfe, stark frequentierte Fahrrad-, Spazier- und Gassigehwege (v.a. im Ortsbereich/Bebauungsbereich). Hier wird eine frühzeitige, lückenlose Behandlung mit möglichst an die 100%-Erfolgsgarantie angestrebt. Die Behandlung mit BT erfolgt im 1.-2. Larvenstadium – noch vor dem Bilden der Brennhaare durch die Raupen und noch bevor sie sich in Nestern einspinnen. Mit einer Spritzung im Frühling wird man dieser noch jungen Räupchen habhaft. Der BT-Einsatz erfolgt hauptsächlich mittels Unimog und Gebläseumluftspritze auf dessen Ladefläche .
Im späteren Jahresverlauf, sobald die Räupchen Brennhaare bilden und zu prozessieren (in Reih und Glied zu wandern, daher der Name!) beginnen, wirkt das Spritzmittel nicht mehr (ausreichend). Hier kommt die zweite Bekämpfungsmöglichkeit zum Tragen – die mechanische Bekämpfung, z.B. durch Absaugen (oder durch Abbrennen der Nester, was bei uns wegen der Waldbrandgefahr eher selten gemacht wird). Die Bekämpfungsfirma geht dafür mittels Hebebühne in die Baumkrone. Bei unzugänglichen Stellen haben wir die Möglichkeit, dass ein ausgebildeter Baumkletterer zur Bekämpfung in die Baumkronen steigt. Die Nester und Raupen werden mit einer gelartigen Flüssigkeit versiegelt, damit keine Brennhaare beim Absaugvorgang davongeblasen werden. Dann werden sie mit einem Industriesauger, der mit einem Spezialfilter ausgestattet ist, abgesaugt. Die Mitarbeiter, die diese Maßnahme durchführen, sind hierfür in Schutzanzüge gekleidet.
An anderen Stellen, die nicht so stark frequentiert sind und bspw. In der Umgebung der Ortschaften liegen, muss man ggf. gar nicht bekämpfen und es genügt, über Hinweisschilder auf diese Gefahr aufmerksam zu machen und durch Infos im Gemeindeblatt hinzuweisen. Die ERS-Raupen gehen nur auf Eichen und schädigen die Bäume nicht nachhaltig. Diese treiben immer wieder frisch aus, auch wenn die jungen Blätter von den Räupchen im Frühling etwas abgefressen wurden. Sie erholen sich. Somit gilt der Eichenprozessionsspinner nicht als Pflanzenschädling sondern als gesundheitsgefährdender Lästling für den Menschen.
Von Fall zu Fall ist zu prüfen, ob eine Bekämpfung notwendig ist und welche Behandlung hier zu wählen ist.
Die Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege in den Landratsämtern sind stark interessiert an alternativen Mitteln und Methoden und auch nah mit dem Ohr an der Forschung und Entwicklung neuer Bekämpfungsmittel und -techniken. Uns allen liegt sehr viel an dem Erhalt unserer Eichen in den Ortschaften, sind sie doch ein historischer Traditionsbaum in unserer Kultur. Ebenso ist aber auch das Thema Insektenschutz ausgesprochen essentiell, und die Erforschung und Testung von selektiven Präparaten und Mitteln, die den Eichenprozessionsspinner gut bekämpfen und sich gleichzeitig schonend auf andere Insekten auswirken, ist bereits im Gange.